Mittwoch, 3. November 2021

Maria

 

Es gibt Geschichten, die derart unglaubwürdig erscheinen, dass sie selbst für einen Roman kaum Verwendung finden können. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen entstanden vermutlich überdurchschnittlich viele Erzählungen solcher Gattung. Der erste Weltkrieg läutete endgültig das Zeitalter der Versklavung und Vernichtung des Menschen durch die Maschine ein, ein Zeitalter, das am Ende des zweiten Weltkriegs mit der Atombombe einen vorläufigen Höhepunkt erlebte. Seither lässt sich Kriegskunst so zusammenfassen: Aus dem Bomber per Knopfdruck Abertausende von waffenlosen Menschen blitzartig dem Tod überführen, ohne dass die Täter sich jemals vor einem menschlichen Gericht zu verantworten haben. Schuld am Unheil scheint alleine der Knopf zu tragen, der den Abwurf der Bombe auslöst, so wahrscheinlich die Geschichtsschreibung der heldenlosen Siegermächte – der Zweck heiligt die Mittel. Ob die Maschine den Menschen als ebenbürtig betrachtet? - Eines Tages wird man wohl den Maschinengeist und das Maschinengefühl erfinden, welche die Maschinen als solche beseelen werden, etwa auf die gleiche Art und Weise, wie das Maschinengewehr das Gewehr und das Gewehr die Armbrust und die Armbrust die Schleuder und die Schleuder den Stein animiert haben.


Der Stein, der Boden für Leben wird, wenn und wo auch immer es einen Tropfen Wasser gibt.


Nachahmung kennt keine Grenzen in ihrer Schöpfungskraft, so meine Einsicht im Alter der Weisheit: Dem Stein wird Leben eingehaucht, indem man ihn gegen seinen Feind wirft. Demgegenüber lautet die Volksweisheit heute: wenn es Wasser auf einem Planeten gibt, kann man auf Leben schliessen. Welcher These Glauben schenken, wenn man weiss, dass ein Steinwurf unter Wasser sein Ziel kaum erreicht? - Das Unterseeboot als Waffe hat die Vereinigten Staaten dazu veranlasst, in den ersten Weltkrieg einzurücken, eine Ursache, die schlussendlich dazu geführt hat, Europa als Weltmacht zu enthaupten. Fische bewegen sich im Wasser wie Vögel in der Luft und die Maschine ermöglicht dem Menschen dasselbe, jedoch nicht unentgeltlich: Maschinen dienen dem Menschen zu Friedenszeiten, Menschen dienen Maschinen zu Kriegszeiten; wenn Maschinen eines Tages über Krieg und Frieden richten, werden sie sich nicht mehr von Menschen unterscheiden. Vom Stein durch das Wasser zum Himmel empor und zurück als Stein zum Stein, so die Entwicklungsgeschichte vom Steinzeitalter bis morgen, dem Tag des Weltgerichts, gemäss dem Gesetz des Stärkeren. Wie würde eine solche Geschichte lauten, falls das Recht des Schwächeren gelten würde? - Das wollte Frau Freiherrin Maria von Pergola erkunden und erproben, deren Geschichte nicht romanfähig ist, weshalb der Leser sie in keinem Roman finden wird.


Maria

  Es gibt Geschichten, die derart unglaubwürdig erscheinen, dass sie selbst für einen Roman kaum Verwendung finden können. In den Jahren z...